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08.04.2021
"Wie geht's?" ...und wen interessiert's?
Gedanken von Geschäftsführer Nils Bohnes
Wir stellen sie alle. Egal ob beim persönlichen Treffen, am Telefon und wann auch immer wir Kontakt zu anderen Menschen haben. Diese eine kurze Frage zu Beginn: „und wie geht's?“
Mal ganz ehrlich. Wollen wir die Antwort darauf wirklich hören? Interessiert es uns wirklich, wie es unserem Gegenüber gerade geht? Wir kennen doch alle die Situation, in der es uns einmal nicht so gut geht. Warum auch immer. Vielleicht gibt es ein negatives Erlebnis, vielleicht fühlen wir uns einfach krank, der Lieblingsverein hat mal wieder den Sieg verschenkt oder wir haben immer noch einen dicken Kopf von der Feier am Vorabend.
Ich war während der letzten Tage gerade in einer solchen Situation, dass es mir wirklich mit Grund nicht gut ging. Und da ist mir bewusst geworden, wie egal uns die Antwort auf diese vermeintlich fürsorgliche Frage ist. Hier ein paar Beispiele dafür. Ich war in der Stadt und treffe morgens nach langer Zeit in der Fussgängerzone einen alten Kumpel. Der „Intensiv-Dialog“ lief dann so ab …
ER: Moin, lange nicht gesehen. Wie geht's?
ICH: Ach, gerade nicht so gut.
ER: Bei mir ist auch alles bestens, aber sorry Du. Ich muss weiter, bin gerade im Stress…
Ja klar, kein Problem. Schade, dass ich ihm gerade eine ehrliche Antwort auf seine Frage geben wollte. Naja, aber wenn er denn so im Stress ist, hatte ich wohl doch die falsche Erwartungshaltung. Dann, später wieder im Büro, das Telefon klingelt. Zweiter Intensiv-Dialog an diesem Tag.
ER: Moin Nils - und, alles klar bei Dir?
ICH: Nee, gerade nicht so.
ER: Na dann geht's ja. Wieso ich anrufe ist … bla bla bla …
Schön, dass mein Gesprächspartner so viel Interesse an mir hat. Es geht doch nichts über eine richtige Wertschätzung. Gut, dass danach gleich wieder das Telefon klingelte.
ICH: melde mich mit Namen
SIE: Schön dass ich Sie gleich erreiche. Geht's Ihnen gut am Timmendorfer Strand?
ICH: Im Moment nicht so, könnte wirklich besser sein …
SIE: Ach Mensch, weil Sie das gerade sagen. MIR ging es letzte Woche schlecht. Ich hatte …. bla bla bla.
Naja, nennen wir es einen ersten Erfolg? Denn sie hat ja zumindest wahrgenommen, dass es mir nicht gut ging. Oder war das nur das Empfangen eines Signals, um ihre eigene Geschichte loszuwerden?
Alle die, die bis hier gelesen haben und nun meinen, dass „ER“ ja nur eine Portion Mitleid haben wollte liegen falsch. Er nicht und ich auch nicht. Warum ich das dann schreibe? Einfach nur, weil es mir aufgefallen ist und ich meine, dass wir uns und das, was wir tun, auch immer mal wieder hinterfragen sollten. Ein Trainer und Coach für Führungskräfte, der heute (natürlich rein zufällig) für unser Unternehmen tätig ist, hat mir vor vielen Jahren schon gesagt „Nils überlege dir, was das Ziel deiner Frage ist und was du damit erreichen willst“. Und während meiner vielen beruflichen Auslandsreisen hat mich schon immer diese tiefgründige Begrüssung „how are you doing?“ fasziniert, ebenso wie die inhaltlich wertvolle Standardantwort „not too bad“… Was ist noch das Ziel der Frage?
Bevor ich diesen Text geschrieben habe, habe ich mit jemandem darüber gesprochen und mir sagen lassen müssen, dass das eben typisch wäre für unsere immer oberflächlicher werdende Gesellschaft. Da hört ja sowieso keiner mehr zu und alles beschränkt sich auf das Lesen von Überschriften.
Stimmt das wirklich? Oder habt ihr tatsächlich bis hierhin gelesen?
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